Bei unserer Mitgliederversammlung im September haben wir die ersten beiden Arbeitsgruppen ins Leben gerufen: „Nahwärme“ und „Technik“. Letztere nennen wir – gleichermaßen respekt- wie liebevoll – unsere „Nerdgruppe“, denn hier versammelt sich ein beeindruckendes Fachwissen unter der Leitung von Marcus Brühl. Mit ihm haben wir ein Interview über die Ziele der Gruppe, typische technische Fehler und ihn persönlich geführt.

Marcus, als neuer Leiter der neuen Arbeitsgruppe Technik: Was habt Ihr mit der Gruppe vor?

Bei den offenen Mitgliedertreffen gab es immer auch Gespräche von technisch begeisterten Leuten, die sich dort ausgetauscht haben. Die fachliche Tiefe der unterschiedlichen Mitglieder ist schon enorm.  Da nicht alle Mitglieder an technischen Details in dieser Tiefe interessiert sind, wollten wir Raum für diesen Informationsaustausch schaffen. Da den Verein aber auch immer mehr technische Fragen erreichen, war dies Anlass diese Kompetenz zu nutzen um anderen zu helfen. Die Arbeitsgruppe Technik soll also einerseits Forum für eine fortwährende Weiterbildung der Mitglieder, als auch Kompetenzpool für Anfragen von außen sein. 

Wer kann sich Euch anschließen und wann trefft Ihr Euch?

Wir haben zur Koordination eine eigene WhatsApp-Gruppe, der jedes Mitglied des Vereins beitreten darf. Für externe Kommunikation haben wir die E-Mail-Adresse technik@hennef-power.de eingerichtet, so daß wir auch für Fragen von Nicht-Mitgliedern erreichbar sind. 

Aktuell treffen wir uns jeden ersten Mittwoch im Monat an wechselnden Orten – da wir uns zum Zeigen der eigenen (Solar-)Anlagen, Speicher und verbauter Technik auch bei den Mitgliedern treffen. Die Details werden dann in der WhatsApp Gruppe ausgetauscht. 

Wie könnt Ihr als Technik-Experten helfen – sprich mit welchen Fragen kann man sich an Euch wenden?

Durch die unterschiedlichen „Spezialitäten“ der Mitglieder decken wir ein sehr breites Wissensspektrum ab, so daß ich uns die Beantwortung aller Fragen, mit denen man an einen Elektriker herantreten würde, zutraue. Natürlich sind wir nicht in allen DIN Normen und VDE Anwendungsregeln sattelfest, dass bleibt den Fachleuten überlassen.

Der Erfahrungsschatz aus den diversen Projekten der Mitglieder ist nicht nur auf Elektrik beschränkt – zum Teil wurden auch Heizungstechnik und Dämmung optimiert, so daß wir auch zu diesen Themen und vor allem der Kombination dieser Themen – der Energieberatung – fundierte Aussagen treffen können. 

Was sind aus Deiner Erfahrung typische Fehler, die man beim Thema PV-Energie und Speicher machen kann?

Hauptsächlich Unterdimensionierung. Sehr oft wird die Anlage anhand des aktuellen Verbrauchs dimensioniert, ohne zukünftige Entwicklungen wie E-Auto und Wärmepumpe zu beachten. Man muss sich klarmachen, dass nur noch 1/3  der gesamten Anlagenkosten wirkliche Materialkosten sind: Im Einkauf kosten die Solarpanels aktuell rund 100 Euro pro kWp und auch Speicher ist schon für unter 100 Euro pro kWh zu bekommen.  Der Rest sind Installationskosten, von denen einige, wie z.B. das Gerüst, pauschal anfallen, und nicht von der Größe der Anlage abhängen.

Wenn man also schon an einem Projekt dran ist, kann man oft ein Drittel mehr Kapazität für 10 bis 20 Prozent Aufpreis bekommen. Wenn dann in Zukunft die Wärmepumpe und das E-Auto kommen, reden wir bei selbst produzierten 5 Cent pro kWh anstatt von eingekauften 30 Cent pro kWh von ganz anderen Dimensionen bei der Rentabilität. Ein mehr an Leistung jetzt macht also zukünftige Projekte günstiger.

Wegen des Installationsaufwands ist Speicher einfacher nachzurüsten als die Solarpanels – im Zweifel also mindestens „das Dach vollmachen“ – auch wenn der Rest der Anlage erst später an die Dimensionen angepasst wird. 

Was ist dein persönlicher Hintergrund, der Dich für das Thema Technik so begeistert?

Ich bin seit über 30 Jahren als Berater in der Energiewirtschaft tätig: Angefangen habe ich als  (Kölner!) Diplomand bei den Stadtwerken Düsseldorf und bin seitdem in allen Bereichen der Branche unterwegs. Das ist aber zum Teil ein frustrierendes Geschäft, da sich die großen Player nur sehr träge von Ihrem „Stammgeschäft“ lösen.

Meine „persönliche Energiewende“ ist die sehr zufriedenstellende Kompensation für die erlebte mangelnde Flexibilität im Beruflichen. Ich habe in den letzten fünf Jahren die gesamte Umrüstung meines Hauses auf Solar, Wärmepumpe und E-Auto ohne externe Hilfe vollzogen. Das bedeutete viel Lernen und Umdenken, aber auch das Wissen, dass die Energiewende vor allem der wirtschaftlich sinnvolle Weg ist. 

Elektrizität ist das flexibelste Energiemedium, das wir kennen, und Technik lässt uns alles damit machen.  In einem 500-Watt-Solarpanel sehe ich ein Ölfass, das in den nächsten 20 Jahren 1.000 Liter Öl abgibt, die Wärmepumpe macht daraus Wärme für 4.000 Liter Öl, das E-Auto  bringt mich damit 60.000 km weit. Günstiger geht es nicht – und das von meinem Dach – für 50 Euro.

Was für mich im Kleinen funktioniert skaliert auch ins Große – die Technik dafür ist da und bezahlbar. Man muss es nur machen!

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