Am 14. September finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt – und Hennef Power macht den Kandidatencheck: Die Spitzenvertreter bzw. Kandidaten für das Bürgermeisteramt erhielten parallel von uns einen Fragebogen, mit dem wir mehr mehr ihre energie- und klimapolitischen Ziele erfahren wollen. Als nächste antwortet uns Nadja Johnen, Bürgermeisterkandidatin der CDU Hennef.
Frau Johnen, welche Rolle spielt das Thema Klimawandel in Ihrer praktischen Politik?
Der Klimawandel wird gerne als „Megatrendthema“ umschrieben. Für mich ist es aber mehr als das. Mir geht es konkret um die Frage, wie wir die Umwelt, in der wir im hier und jetzt leben, gestalten. Und – das ist mir als Mutter besonders wichtig – wie wollen wir die Umwelt künftig lebenswert halten, in der unsere Kinder leben und älter werden.
Klimawandel wird in der kommunalen Politik zum einem durch Klimaschutz, zum anderen durch Klimafolgenanpassung wahrgenommen. Beides ist in Hennef sehr aktiv im Fokus. Klimaschutz vor allem durch Ausbau Erneuerbarer Energien zur Minderung der CO2 Emission. Hier hat schon der CDU-Bürgermeister Klaus Pipke entscheidende Prozesse umgesetzt: hoher Ausbau von PV auf städtischen Gebäuden, Sanierung von Gebäuden, Heizungssanierungen, Effizienzsteigerung bei Stromverbräuchen usw. Das hat sich in den vergangenen Jahren fortgesetzt. Mit der Energieagentur Rhein-Sieg hat er den Sitz eines Vereins nach Hennef geholt, der für den ganzen Rhein-Sieg-Kreis im Rahmen von Energieberatung und jetzt vor allem auch der Kommunalen Wärmeplanung fachberatend begleitet.
Der zweite Aspekt ist die Klimafolgenanpassung in der Kommune. Sie reicht vom einfachen Schatten, von erfrischender Kühlung durch öffentliche Trinkwasserbrunnen, bis hin zu Untersuchungen über Hitzekorridore, Veränderung der Bausubstanz, Speicherung von Regenwasser oder gar auf der anderen Seite dem intensiv in den Fokus gerückten Starkregen-Hochwasserschutz. Für uns in Hennef sehr wichtig. Das ganze Spektrum von Klimaschutz und Klimafolgenanpassung ist in der praktischen Politik sichtbar.
Die Entwicklung zur klimaresilienten Stadt ist für mich Voraussetzung, damit Hennef auch morgen noch lebenswert ist.
Welche Priorität räumen Sie grundsätzlich nachhaltige Energie in Ihrer politischen Arbeit ein?
Die Energiewende ist elementar für eine zukunftsfähige Kommune. Nachhaltige Energie hat daher für mich hohe Priorität.
Ich setze mich dafür ein, dass Hennef sowohl bei Neubauten als auch im Bestand konsequent auf erneuerbare Energien setzt. Neben einer Förderung von Solarenergie für Dächer und Fassaden, sind dabei auch Bürgermodelle, wie eben Hennef Power, für die direkte Beteiligung an Energieprojekten wichtig, um Akzeptanz zu schaffen und den Wandel gemeinsam zu gestalten. Die städtischen Gebäude sollen als Vorbilder vorangehen, und die Wärmewende unter Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern konsequent umgesetzt werden. Auch die Entwicklung von modernsten Technologie im Rahmen des Ausbaus von erneuerbaren Energien mit Entwicklung elementarer Speichermöglichkeiten für diese, damit umfängliche Versorgung geschieht. Das ist ja einer der Nachteile von Sonne und Wind. Rückgang der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist Aufgabe. Da haben wir noch einen sehr intensiven Weg vor uns!
Wie stehen Sie zu Wärmepumpen und E-Mobilität?
Als langjährige Nutzerin eines Elektroautos weiß ich um die Vorteile und Alltagstauglichkeit der E-Mobilität. Für mich ist sie ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Verkehrsstrategie. Auch hier gilt es, die Entwicklungen der Technologie wach im Auge zu behalten. Die Forschung und Entwicklung von E-Fuels wird ebenfalls wichtig sein für die Automobilindustrie, vor allem für die Kraftfahrbereiche.
Wärmepumpen sind eine wichtige Möglichkeit für Haushalte. Es gibt weitere, die wir in den kommenden Jahren sehr auf dem Prüfstand haben werden. Die Kommunale Wärmeplanung zeigt ja in ihren Potentialgebieten verschiedene Optionen. Hier ist ein großer Prozess im Gange, dessen Ende wir heute noch nicht definiert beschreiben können. Mit betrachtet werden muss immer die Sanierung des Gebäudes bei Bestand. Deshalb ist so ein Verein wie die Energieagentur sehr wichtig. Es gilt somit , Hennef baulich und energetisch so weiterzuentwickeln, dass Wärmepumpen – gerade in Kombination mit Nahwärmenetzen oder intelligenten Quartieren – wirtschaftlich betrieben werden können.
Was halten Sie von unserem Ziel der Energieautarkie für Hennef?
Ich halte es für visionär und unterstützenswert, dass Hennef bei der Energieversorgung so weit wie möglich unabhängig werden möchte! Obwohl auf absehbare Zeit eine vollständige Autarkie im technischen Sinne schwer zu realisieren ist, sollten wir die gemeinsamen Potenziale als Stadt und Region nutzen, möglichst viel Strom und Wärme lokal zu produzieren.
Dazu gehören die Nutzung von Photovoltaik (z.B. auch auf Parkplätzen und über Supermärkten), Windenergie, Quartierslösungen und Bürgerenergieprojekte. Ein hoher Autarkiegrad bedeutet konkrete Vorteile: Preisstabilität, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung.
Energieautarkie ist genau zu definieren: Meint dies den Bereich des Stroms oder den Gesamtbereich des Energieverbrauchs? Hier müsste sehr genau differenziert werden und bei Betrachtung dieser Mengen zeigt sich dann die extreme Herausforderung. Versorgungssicherheit für Bürgerinnen und Bürger steht an erster Stelle.
Auf welche Art könnten Sie sich vorstellen, Hennef Power dabei zu unterstützen?
Ich freue mich, dass wir Vorreiter haben, wie sie im HennefPower.
Offene Gesprächsformate und Infoveranstaltungen wie die gelungene Veranstaltung, an der ich dieses Jahr teilnehmen durfte, sollten Standard werden.
- Die Stadt könnte eine zentrale Anlaufstelle für Energiegenossenschaften, Bürgerprojekte und Unternehmensinitiativen einrichten, um Unterstützung bei Fördermitteln und Genehmigungen zu bieten.
- Öffentlichkeitsbeteiligung: Aus meiner Verwaltungserfahrung weiß ich, wie wichtig frühe und systematische Beteiligung ist – Menschen müssen mitgenommen, gehört und ernst genommen werden.
- Die Kommune kann als Vorbild agieren – durch eigene PV- und Speicherprojekte, energetische Modernisierung und die Förderung innovativer Pilotprojekte.
Macht es für Sie einen Unterschied, welche Art der erneuerbaren Energie (Windkraft, PV oder Biogas) wir ausbauen?
Mir ist die Vielfalt entscheidend: Es braucht in Hennef sowohl Photovoltaik (vorzugsweise auf bestehenden Dächern und Gewerbeflächen), Windenergie mit enger Bürgerbeteiligung als auch Biogas aus nachhaltiger Produktion.
Entscheidend ist für mich die Akzeptanz vor Ort, der Schutz der Natur und die Einbindung aller betroffenen Gruppen von Anfang an. Ein abgestimmtes, gemischtes Konzept bietet die besten Chancen, eine zuverlässige und breite Energieversorgung zu sichern. Jede Energieform sollte dort genutzt werden, wo sie am sinnvollsten und nachhaltigsten ist – technisch, ökologisch und gesellschaftlich.
Der Markt entscheidet bei einem interessanten Angebot, das gewählt wird, weil es einfach klasse ist. Das Bewusstsein von Bürgerinnen und Bürgern ist zwischenzeitlich sehr hoch für Klimaschutz. Und die Unterstützung auch.
Wie würden Sie mit Bürgerprotesten umgehen?
Kritik und Protest sind für mich wertvolle Bestandteile einer lebendigen Demokratie. Gerade weil ich selbst in einer Verwaltung tätig bin, in der Öffentlichkeitsbeteiligung einen großen Stellenwert hat, weiß ich: Nur durch Gespräch, Transparenz und ernsthafte Beteiligung können auch bei schwierigen Projekten tragfähige Kompromisse entstehen.
Das ist eine ganz klare Botschaft der Demokratie: jeder darf seine Stimme deutlich machen. Die Demokratie lebt mit dem Dialog.
Vielen Dank, Frau Johnen!
Hinweis: Alle Lokalpolitiker erhielten zeitgleich einen identischen Fragebogen. Die übersandten Antworten veröffentlichen wir in der Reihenfolge ihres Eingangs ohne redaktionelle Änderungen. Mit dem Kandidatencheck möchte Hennef Power einen Fokus auf die Energie- und Klimapolitik im Kommunalwahlkampf 2025 richten und zur Meinungsbildung beitragen.