Hennef Power + Kandidatencheck 2025: Jennifer Sass

Am 14. September finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt – und Hennef Power macht den Kandidatencheck: Die Spitzenvertreter bzw. Kandidaten für das Bürgermeisteramt erhielten parallel von uns einen Fragebogen, mit dem wir mehr mehr ihre energie- und klimapolitischen Ziele erfahren wollen. Als nächste antwortet uns Jennifer Sass, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN Hennef.

Frau Sass, welche Rolle spielt das Thema Klimawandel in Ihrer praktischen Politik? 

Der Klimawandel begegnet uns allen täglich in unserem Alltag: der Starkregen 2021, zunehmende Unwetterereignisse; im Sommer heizt sich unsere Stadt früher und länger auf, Trockenperioden halten länger an, die Böden sind trocken. All das gefährdet unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen uns senkt heute bereits spürbar die Lebensqualität für viele Menschen in unserer Stadt. Um dem entgegenzuwirken, braucht es ein gutes Klimaanpassungsmanagement. Auch zukünftig müssen wir mit wirksamen Hitzeschutzmaßnahmen, wie z.B. der Entsiegelung von Flächen wie Schulhöfen, oder der intensiven Begrünung der Stadt weiter für eine lebenswerte Stadt sorgen.  

Noch vernachlässigen wir in der Stadt aber den Klimaschutz. Wirksame Klimaschutzmaßnahmen kosten Geld und entfalten ihre Wirkung oft erst in mittelfristigen Zeiträumen. Deshalb finden sie häufig keine Mehrheit. Im Gegenteil: in den letzen beiden Haushalten fielen die Mittel für den Klimaschutz dem Rotstift zum Opfer und damit immer geringer aus. Der von uns GRÜNEN angestoßene Klima-Check, der alle Verwaltungsentscheidungen auf klimarelevante Folgen abprüfen sollte, wurde in diesem Sommer von der konservativen Ratsmehrheit wieder abgeschafft. Wir hätten das Instrument gerne überarbeitet, um es noch konsequenter an praktischen Belangen auszurichten. Stattdessen wickelt man es nun unter dem Deckmantel „Entbürokratisierung“ wieder ab. So muss man sich einmal weniger Gedanken um die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen machen. Uns GRÜNEN wird also auch in den kommenden Jahren die Rolle der Mahner und kritischen Begleiter zukommen.  

Welche Priorität räumen Sie grundsätzlich nachhaltiger Energie in Ihrer politischen Arbeit ein? 

Die vermehrte Nutzung regenerativer Energien ist einer der Schlüssel, um unser Leben nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig eröffnet sie uns mittel- und langfristig finanzielle Entlastung. Wir GRÜNEN in Hennef prüfen bei allen städtischen Bauvorhaben genau, an welchen Stellen nachhaltige Energieträger eingesetzt werden können und ob wir nicht an der ein oder anderen Stelle noch einen Schritt mehr machen können. Als Fraktionsvorsitzende bin ich froh, gerade in diesem Bereich sehr sachkundige Bürger*innen in meiner Fraktion zu wissen.  

Wie stehen Sie zu Wärmepumpen und E-Mobilität? 

Eines unserer Ziele ist eine echte, nachhaltige Verkehrswende. Das bedeutet für uns auch: weniger motorisierten Individualverkehr. Stattdessen wollen wir einen deutlich verbesserten ÖPNV und ausgebauten und vor allem sicheren Fuß- und Radverkehr in unserer Stadt. Kurzfristig ist es trotzdem sinnvoll, die Möglichkeiten der E-Mobilität zu nutzen. Wir haben nunmal viele Dörfer in Hennef, in denen man auch zukünftig weiter auf das Auto angewiesen sein wird. Es wäre doch schon viel gewonnen, wenn ein größerer Anteil dieser Autos keine Verbrenner,  sondern Elektroautos wären. Können Hauseigentümer*innen sich selbst für eine PV-Anlage und damit für günstigen Ladestrom entscheiden, so können das die Mieter*innen in Hennef meistens nicht. Deshalb muss die Ladeinfrastruktur aber deutlich ausgebaut werden. 

Auch Wärmepumpen gehören zu den essentiellen Zukunftstechnologien. Wärmepumpen sind aus unserer Sicht als Standardwärmeerzeuger in Wohngebäuden anzusehen. Es gibt nur sehr wenige Gebäude, in denen eine Wärmepumpe nicht funktioniert. Und in den meisten Fällen würde die Wärmepumpe nach kleineren bis mittleren Sanierungsmaßnahmen auch in diesen Objekten gut funktionieren. 

Was halten Sie von unserem Ziel der Energieautarkie für Hennef? 

Das ist ein toller Gedanke und wir begrüßen dieses Ziel sehr. Wir müssen uns unabhängiger von Energiezukäufen machen und da ist dies der erste Schritt in die richtige Richtung. Insbesondere der Weg über die Beteiligung der Büger*innen ist aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein, um Akzeptanz auch für größere Projekte zu schaffen. 

Auf welche Art könnten Sie sich vorstellen, uns dabei zu unterstützen? 

Um zielgerichtet die richtigen Dinge voranzutreiben ist ein gemeinsamer Dialog notwendig. Zusätzlich sind wir sind auf einen professionellen fachlichen Austausch auch mit der privaten Wirtschaft angewiesen. So entsteht Politik, die wirklich etwas bewegt. Gerne greifen wir dann gemeinsame Interessen auf und werden sie über Anträge in die Politik einbringen. Darüber hinaus haben wir ggf. die Möglichkeit, im Planungsverfahren steuernd einzugreifen, um erneuerbare Energien noch stärker zu fördern. 

Macht es für Sie einen Unterschied, welche Art der erneuerbaren Energie (Windkraft, PV oder Biogas) wir ausbauen? 

Grundsätzlich macht das für uns GRÜNE keinen Unterschied. Durch unsere ländliche Lage und die teils zersiedelte Struktur sind aber z.B. Windkraftanlagen nur in einem sehr kleinen Gebiet der Stadt überhaupt denkbar. PV-Anlagen werden bereits jetzt auf allen städtischen Neubauprojekten geplant. Oftmals sollte man dort aber noch etwas größer denken und nicht nur die Minimalversion sondern immer öfter die maximal mögliche Größenordnung planen.  

Wir sehen die Konkurrenz zwischen Landwirtschaft und der Nutzung von Freiflächen für die regenerative Energieerzeugung. Schon heute gibt es aber bereits gute Kombinationsmöglichkeiten z.B. durch Agri-PV. Landwirtschaftliche Flächen sollten entsprechend ihrer Bodenqualität individuell geprüft werden. Die Möglichkeiten zur Erzeugung von Energie durch Wasserkraft sehen wir im Stadtgebiet als eher gering an. Biogas verlagert aus unserer Sicht das Problem und verstärkt die Flächenkonkurrenz zwischen Lebensmittelproduktion und Energieproduktion. Die Biogasherstellung aus Abfällen sehen wir hingegen positiv. 

Wie würden Sie mit Bürgerprotesten umgehen? 

Proteste von Bürger*innen nehmen wir ernst. In unserer Demokratie darf und soll jede*r jederzeit seine Meinung äußern können. Gerade Kommunalpolitik lebt vom Austausch mit den Menschen, geht es doch immer um konkrete Projekte hier vor Ort. Grundlegend sind in den städtischen Planungsprozessen deshalb Offenheit und Transparenz. Frühzeitige Offenlegung und Beteiligung der Bürger*innen sind deshalb essentiell im demokratischen Entscheidungsprozess. Denn am Ende steht in aller Regel ein Kompromiss der für möglichst viele Beteiligte tragfähig sein sollte.  

Vielen Dank, Frau Sass!

Hinweis: Alle Lokalpolitiker erhielten zeitgleich einen identischen Fragebogen. Die übersandten Antworten veröffentlichen wir in der Reihenfolge ihres Eingangs ohne redaktionelle Änderungen. Mit dem Kandidatencheck möchte Hennef Power einen Fokus auf die Energie- und Klimapolitik im Kommunalwahlkampf 2025 richten und zur Meinungsbildung beitragen.